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Ketose

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Ketose, auch Acetonurie genannt

Ursache der Ketose ist ein Mangel an Glukose. Dieser entsteht bei der Kuh durch einen Mangel an Glukose-Vorläuferstufen, die für die Energieproduktion verfügbar sind oder aus einem direkten Mangel aus Glukose durch eine herabgesetzte Glukosesynthese in der Leber. Insbesondere frisch abgekalbte Kühe sind nicht in der Lage, ihren Energiebedarf selbstständig durch die Futteraufnahme zu decken. Es kommt über einen bestimmten Zeitraum zu einem Energiedefizit:


Die Energie-Mangelsituation zwingt die Kuh, körpereigene Fette und Eiweiß zu mobilisieren. Dieser Prozess startet bei einigen Tieren bereits im Vorfeld der Abkalbung. Letztendlich entstehen krankmachende Ketonkörper wie Aceton und β Hydroxybutyrat (BHB), die sich im Körper anreichern. Es kommt zur Ausbildung von Ketose und zur Leberverfettung. An der Cornell University konnte Daryl van Nydam zeigen, dass Kühe, die in den ersten sieben Tagen nach der Kalbung eine subklinische Ketose entwickeln, ein höheres allgemeines Erkrankungsrisiko haben. Bei diesen Tieren treten gehäuft Krankheiten wie Labmagenverlagerung, Gebärmutterprobleme oder klinische Ketose auf. Eine Kuh, die ab dem dritten Tag nach der Kalbung einen BHB-Wert von mehr als 10 mg/dl aufweist, hat sogar ein doppelt so hohes Risiko an einer Gebärmutterentzündung zu erkranken wie eine zu diesem Zeitpunkt unauffällige Kuh! Das Risiko an einer Labmagenverlagerung zu erkranken ist sogar fast sieben Mal so hoch. Auch werden im Vergleich zu unauffälligen Tieren ca.15% weniger Kühe tragend, und sie verloren im Schnitt rund 350 kg Milch während der Laktation. Eine Ketose erhöht also grundsätzlich das Risiko für andere Erkrankungen. Dabei gilt: Je früher nach der Abkalbung die subklinische Ketose auftritt, desto schwerwiegender sind die damit verbundenen Ereignisse wie eine reduzierte Milchleistung, eine Verlängerung der Güstzeit oder die Gefahr der frühzeitigen Merzung.


Wir unterscheiden eine primäre und eine sekundäre Ketose sowie klinische und subklinische Ketose:

1. Primäre Ketose:

Die Ursache für die Erkrankung der Kuh ist die Ketose selbst. Die primäre Ketose entsteht als Folge von prädisponierenden Faktoren:

  • Hochleistungsmilchkuh
  • Kühe >3. Laktation
  • Übermäßige Silage-basierte Ernährung
  • Übermäßige Anwesenheit von Proteinen in der Fütterung
  • Mangelhafte Futterqualität

2. Sekundäre Ketose:

Folge einer Beeinträchtigung der Futteraufnahme aufgrund einer Primärkrankheit z. Bsp. eine Verdauungsstörung, eine Störung im Kohlenhydratstoffwechsel oder eine Labmagenverlagerung.

3. Klinische Ketose:

Im Stall sichtbare klinische Symptome wie Inappetenz, dunkler Kot, Kotkonsistenz fester als normal, ZNS-Störungen wie z. Bsp. Blindheit im Extremfall möglich. Die Bestätigung der Diagnose „klinische Ketose“ erfolgt im Stall einfach durch Nachweis der erhöhten Ketonkörperkonzentration in der Milch oder im Harn.

4. Subklinische Ketose:

Keine offensichtlichen klinischen Symptome erkennbar. Die Diagnose erfolgt durch Nachweis eines erhöhten Ketonkörperspiegels im Blut (BHB >1,4 mmol/L). Auftreten besonders zwischen dem vierten und fünften Tag nach der Abkalbung.

Ketose-Diagnostik: Nachweis von Ketonkörpern in Blut, Harn oder Milch

Ketose-Therapie: Verabreichung glukoplastischer Substanzen wie Natriumpropionat oder Propylengykol (300 ml, 1x täglich über fünf Tage), die Wirkung einer Propylenglykolgabe kann durch die Gabe von Vitamin B12 unterstützt werden, Glukose-Infusion, ggf. Kortikosteroide

Ketose-Prophylaxe: Optimierung der Fütterung, angepasste und bedarfsgerechte Fütterung in der Trockenstehzeit, Vermeidung von Verfettung, Unterstützung der Glukosesynthese durch parenterale Phosphor- und Vitamin B12-Gaben

Welche Kühe erkranken besonders häufig:

  • Kühe mit mehr als drei Laktationen
  • Kühe mit einem erhöhten BCS
  • Kühe nach schweren Abkalbungen

Begünstigende Faktoren für die Entstehung einer Ketose:

  • Feuchte Silagen
  • Unzureichende Fütterung (z. B. leere Futtertische)
  • Keine optimale Rationsgestaltung
  • Reduzierte Futteraufnahme (kann viele Gründe haben, Bsp. sind primäre Erkrankungen, Klauenprobleme, unzureichende Anzahl an Fressplätzen, minderwertige Futterqualität)